Einflussgrößen auf das Pilzwachstum - Pilz4You_1

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Einflussgrößen auf das Pilzwachstum

Pilze

Es sind viele Umstände, die Pilze wachsen lassen oder auch nicht. Das Vorkommen von Pilzen hängt stark von den Umweltbedingungen, also z.B. von Witterung und Klima ab. Pilze findet man aber auch nur dann, wenn man nicht nur zur richtigen Zeit sondern auch am richtigen Ort sucht (Standortbedingungen). Für das generelle Vorkommen einer Art spielt das Klima eine wesentliche Rolle. Dabei sind die durchschnittliche Temperatur und Regenmenge wichtige Faktoren. Aber auch deren Minimal- und Maximalwerte entscheiden darüber, ob ein bestimmter Pilz hier oder dort vorkommt. Daneben ist das Wetter für viele Arten von entscheidender Bedeutung. Geübte Pilzsammler wissen, dass bestimmte Witterungsbedingungen eine besonders reiche Ausbeute versprechen.

Ganz generell lässt sich sagen, dass
Niederschlag und Feuchtigkeit (und damit  Bodenfeuchte bzw. Wasservorrat in der oberen Bodenschicht)  eine entscheidende Rolle für das Wachstum von Pilzen spielen. So kann man ab August i.d.R. ziemlich sicher mit Pilzen rechnen, wenn es einige Tage zuvor ausgiebig geregnet hat. Ein Sommergewitter, und sei es noch so ergiebig, zeigt dagegen nur selten Wirkung. Sind Spätsommer und Frühherbst zu trocken, so kann die Pilzsaison sogar komplett ausfallen (Beispiel: 2018).

Waldpilze wachsen erfahrungsgemäß insbesondere unter folgenden meteorologischen Bedingungen: Bei einer durchgehend hohen Lufttemperatur zwischen 10° C  und 25° C (Temperaturen unter 5°  C oder über 25° C führen zu rückläufigem Pilzwachstum) und bei ausreichender Feuchtigkeit durch anhaltende Regenfälle (förderlich sind erfahrungsgemäß Niederschläge von über 10 l/m² über mehrere Tage). Grundsätzlich begünstigen viel Regen im Sommer und ein feucht-warmes Wetter das Pilzwachstum.

Anhaltspunkte für den richtigen Zeitpunkt der Pilzsuche wurden im Projektantrag unter dem Stichwort „Bauernregeln" zusammengefasst. Danach sollte man eineinhalb Wochen, nachdem es einige Tage kräftig geregnet hat, in den Wald gehen, nach langen Trockenperioden aber 2 bis 3 Wochen warten, bis die Pilze dann evtl. wieder wachsen. Zu diesem Erfahrungsschatz gehört auch die Erkenntnis, dass sich eine Abkühlung nach einer langen Hitzeperiode günstig auf das Pilzwachstum auswirkt und heiße, trockene Sommer sowie fehlender Regen das Pilzwachstum drosseln.

Angesichts der bisherigen Ausführungen stellt sich die Frage, welche meteorologischen Einflussgrößen neben den als primär eingeschätzten noch eine Rolle für das Wachstum von Pilzen spielen könnten und deshalb im Pool potenzieller
Prediktoren (Einflussgrößen) berücksichtigt werden sollten. So ist von der Stärke der Sonneneinstrahlung und der damit verbundenen Erwärmung des Erdbodens eine gewisse Beeinflussung des Pilzwachstums zu erwarten. Ebenso als allgemeingültig angenommen werden kann die positive Auswirkung einer hohen relativen Luftfeuchte, die bei ruhigen Wetterlagen (die im Herbst öfter zur Bildung von Bodennebel führt) besonders wirksam ist. Wind hingegen trocknet die oberen Pilzmyzelschichten aus und hemmt das Wachstum, weshalb windigen Wetterlagen ein negativer Einfluss auf das Pilzwachstum zugeschrieben wird.

WEITER

Neben den Klima- und Witterungsverhältnissen sind auch die örtlichen Standortbedingungen (Waldtyp, Bodenart, Bodenverhältnisse, Bodenfeuchte, Bewuchs etc.) entscheidend für das Pilzwachstum. Da viele Pilze in Symbiose mit bestimmten Waldbäumen leben, ist der artenreiche Baumbestand von Mischwäldern oft beste Voraussetzung dafür Pilze zu finden. Auch die Regendurchlässigkeit des Bodens ist wichtig für das Pilzwachstum. Ist diese zu hoch, so kann das Pilzmyzel nicht genug Wasser speichern. Die Feuchtigkeit im Waldboden ist wichtig, damit sich die Pilze wieder regenerieren. Dies benötigt aber eine gewisse Zeit und geht nicht innerhalb weniger Tage.

Pilze erscheinen zu den gewohnten Zeiten, wenn der Feuchtigkeitsgrad des Bodens es zulässt. Trotz eigentlich optimaler Verhältnisse wollen sie manchmal trotzdem nicht wachsen. So wurde beobachtet, dass manche Arten innerhalb von 10 bis 15 Jahren an ihrem Standort nur einmal auftraten, und das ohne jegliche Änderung des Geländes oder von Fremdeinflüssen. Pilze sind also einmalig „kapriziös". Sie reagieren auf fast jede Biotopveränderung: Das Heranreifen des Waldes, das Aufkommen von Unterholz oder Auslichtungs- und Entwässerungsmaßnahmen. Pilze erscheinen offenbar nur dann, wenn alle Bedingungen in einer optimalen Konstellation zusammentreffen.

Insgesamt ist es aber wohl dennoch so, dass die meisten Pilzarten einen für sie mehr oder weniger spezifischen Witterungsablauf benötigen, um ein gutes Wachstum zu entwickeln oder überhaupt zu fruktifizieren (Fruchtkörper auszubilden). Selbst anerkannte Fachbücher enthalten nur einige quantitative und recht allgemein gehaltene Aussagen über die Rhythmik des jährlichen Pilzwachstums und die hierbei wirksamen klimatischen Einflüsse. Günstige und scheinbar gleiche Witterungsbedingungen können bei einigen Pilzarten zu einem regelrechten Massenaufkommen, bei anderen dagegen nur zu einem relativ geringen Wachstum führen.

Das Pilzwachstum ist also ein äußerst komplexer Vorgang, zu dessen Entschlüsselung es  langjähriger detaillierter Beobachtungen bedarf. Zur Beschreibung des Pilzwachstums sollten deshalb neben meteorologischen Grenzkriterien und den aktuellen Temperatur- , Niederschlags- und Bodenfeuchte-Verhältnissen auch folgende Aspekte einbezogen werden: Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse in den Tagen und Wochen zuvor, allg. Witterungsbedingungen des gesamten Jahres (und ggf. des Vorjahres) sowie Vorkommen von Extremereignissen (wie extreme Niederschläge).

Die Auswahl der meteorologischen Daten erfolgte unter dem Aspekt, möglichst alle wachstumsrelevanten Einflussgrößen zu berücksichtigen und bei den zu entwickelnden Methoden allen quantitativen und qualitativen Aspekten des Pilzwachstums gerecht zu werden. Mit solchen Daten durchgeführte Analysen können erste Erkenntnisse dazu liefern, welche Parameter für das Pilzwachstum tatsächlich wichtig sind und welche eher eine untergeordnete Rolle spielen. Grundlage dafür sind Korrelationsanalysen zwischen den beobachteten Werten des Pilzwachstums und verschiedenen (hydro)meteorologischen Parametern. Aber auch die in der Pilotversion des Prognosesystems umgesetzten Methoden zeigen, welche und wie viele Parameter (Prediktoren) das Pilzwachstum letztendlich bestimmen.

 
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