Langzeitliche Veränderungen des Pilzwachstums - Pilz4You_1

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Langzeitliche Veränderungen des Pilzwachstums

Daten > Erhobene Pilzdaten

In der bisherigen Literatur sind nur wenige Hinweise auf die Beeinflussung des Pilzwachstums durch ein sich veränderndes Klima zu finden. Ebenso sind keine konkreten Angaben dazu zu finden, welche der Klimagrößen in welcher Form einen besonders positiven oder negativen Einfluss ausüben. Dennoch ist die Frage interessant, ob und wie Klimaveränderungen sich auf das Wachstum von Pilzen auswirken. Die Auswirkungen könnten sich z.B. in anormalen Witterungsverläufen manifestieren, die Wachstumsfolge und -rhythmus der Pilze verschieben oder unter sehr trockenen Bedingungen (wie z.B. in den Jahren 2018 und 2019) auch zum völligen Wachstumsausfall einer Pilzart führen können.

In Zusammenhang mit den bisherigen und zukünftigen klimatischen Veränderungen und deren Auswirkungen auf die Umwelt ist es deshalb naheliegend, auch das Verhalten des Pilzwachstums eingehender auf mögliche längerfristige klimatologisch bedingte Beeinflussungen zu überprüfen und an Hand der im Projekt erhobenen Daten zu untersuchen, ob es einen erkennbaren Zusammenhang zwischen dem Wachstum von Pfifferlingen und Steinpilzen und dem Klima gibt.

Veränderungen der Pilzfunde
Di nachfolgende Abbildung zeigt für die beiden untersuchten Pilzarten die aus den geglätteten Tageswerten des Wachstums aufsummierten Jahressummen für die Gesamtperiode 1988-2019 sowie die sich daraus ergebenden linearen Trendkurven über die insgesamt 32 Jahre.

Danach hat sich das Wachstum der Pfifferlinge am Fundort Potsdam zwischen 1988 und 2019 von etwa 34 auf 126 erhöht (aufsummierter interpolierter Bonitätswert), das der Steinpilze lediglich von etwa 46 auf 61. Ebenfalls durchgeführte Analysen auf Monats- und Quartalsbasis ergeben für beide Pilzarten einen vergleichbaren Befund. Dies bedeutet, dass sich das Pfifferlingswachstum am untersuchten Standort in den vergangenen 32 Jahren deutlich verstärkt hat, wohingegen das Wachstum von Steinpilzen praktisch unverändert geblieben ist. Der letzte Befund steht im Gegensatz zu Schlussfolgerungen von D. Richter, der für die Periode 1977-2003 (allerdings an einem anderen Standort) eine Zunahme des Steinpilzwachstums ermittelt hatte. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Einflüsse des sich verändernden Klimas auf das Pilzwachstum erst in den letzten Jahrzehnten zum Tragen kommen. Was die hier konstatierte Zunahme des Pfifferlingswachstums betrifft, so sei allerdings darauf hingewiesen, dass der festgestellte Trend auf Grund der großen Streuung der jährlichen Wachstumswerte nicht besonders signifikant sein könnte.

Jahressummen des Wachstums für die Gesamtperiode 1988-2019 und die beiden untersuchten Pilzarten samt linearer Trendkurven

Veränderungen der Wachstumsperiode
Verantwortlich für die in  dargestellten Veränderungen des Pilzwachstums sind auch Änderungen der Wachstumsandauer als Folge des Klimawandels. Diese Änderungen sollen an Hand der Entwicklung des frühesten und spätesten Fundtages sowie der Länge der Wachstumsperiode demonstriert werden. Dazu sind nachfolgend  die für jedes Jahr der Gesamtperiode ermittelten Werte dieser Größen samt linearem Trend dargestellt.

Das Wachstum der Pfifferlinge beginnt in der Periode 1991-2019 immer früher (frühester Fundtag) und endet immer später (spätester Fundtag). Die jährliche Wachstumsperiode verlängert sich deshalb innerhalb der 29 betrachteten Jahre deutlich, und zwar von etwa 67 Tagen (im Jahr 1991) auf etwa 145 Tage (im Jahr 2019). So weist das jährliche Pfifferlingswachstum zwar große Unterschiede auf, deren Ursachen in einem primären Zusammenhang mit den Niederschlagsbedingungen stehen, das höhere Temperaturniveau während der letzten Jahrzehnte wirkt sich aber offenbar wachstumsfördernd aus und ergibt über den Beobachtungszeitraum einen ansteigenden Trend des Pfifferlingswachstums.

Entwicklung der Wachstumsperiode für Pfifferlinge in der Periode 1991-2019: Frühester und spätester Fundtag sowie Länge der Wachstumsperiode

In der folgenden Abbildung sind die gleichen Größen und ihre Veränderungen für Steinpilze dargestellt. Die Veränderungen des ersten und letzten Fundtages sowie der Länge der Wachstumsperiode fallen in der Periode 1988-2019 deutlich geringer aus als bei den Pfifferlingen. Sowohl der früheste als auch der späteste Fundtag verschieben sich über die 32 betrachteten Jahre leicht zu späteren Terminen. Somit wächst die Länge der Wachstumsperiode lediglich leicht von etwa 70 Tagen (1988) auf etwa 80 Tage (2019). Für eine gesichertere Wachstumsbewertung bedarf es in diesem Fall aber wahrscheinlich weitaus längerer Beobachtungsreihen.

Entwicklung der Wachstumsperiode für Steinpilze in der Periode 1988-2019: Frühester und spätester Fundtag sowie Länge der Wachstumsperiode

Am Ende der Betrachtungen zu den langzeitlichen Veränderungen des Pilzwachstums kann man sich die Frage stellen, ob in Folge des Klimawandels mit einem starken Rückgang oder gar dem Verschwinden einiger Pilzarten zu rechnen ist. Während dies angesichts der vorliegenden Analysen für Pfifferlinge und Steinpilze momentan verneint werden kann, sind solche Entwicklungen für sensiblere Pilzarten allerdings nicht auszuschließen. Und gegen diese Entwicklung lassen sich keine Schutzmaßnahmen treffen. Aber  selbst wenn auf Grund des Klimawandels mit einem Rückgang einer bestimmten Pilzart zu rechnen ist, so bedeutet dies nicht ihr Aussterben, sondern lediglich eine Wachstumsverlagerung in klimatisch günstigere geografische Breiten. Auf jeden Fall aber wird in Folge des Klimawandels mit einer zunehmenden Veränderung des heimatlichen Artenspektrums zu rechnen sein.

 
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