Wissenschaftlich-technische Ergebnisse des Vorhabens - Pilz4You_1

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Wissenschaftlich-technische Ergebnisse des Vorhabens

ANLAGE

Im Rahmen der 12-monatigen Machbarkeitsstudie konnte die im Projektantrag geäußerte Vermutung bestätigt werden, dass es sich im Fall von Pilzen als lebende Organismen und dem Versuch deren Wachstum zu beschreiben um ein komplexes Forschungsfeld handelt, das nur dann erfolgreich bearbeitet werden kann, wenn - wie im Fall der zusammengestellten Projektgruppe - vorherige Erfahrungen aus interdisziplinären Forschungsprojekten und im Umgang mit großen Datenmengen vorliegen.

Zwar erwartete der Projektverbund im Rahmen der Vorstudie die Entwicklung einiger neuartiger Konzepte und die Ableitung von Ergebnissen im wissenschaftlich-technischen Bereich, allerdings fällt die Menge der dabei gemachten Erfahrungen und der Umfang der erzielten Ergebnisse deutlich höher aus als ursprünglich erwartet. Dies hängt auch damit zusammen, dass die in den 12 Monaten durchgeführten Arbeiten z.T. deutlich über die im Projektantrag formulierten Ziele hinausgingen.

Nachfolgend sollen die im Rahmen der Machbarkeitsstudie erzielten wesentlichen Ergebnisse und die während der Bearbeitung gemachten Erfahrungen kurz zusammengefasst werden.

Wesentliche Ergebnisse

  • Es konnten Methoden entwickelt werden, mit denen sich die halb-quantitativen, auf einem  Bonitierungsverfahren basierenden Wachstums-Daten von Pilzen durch ein geeignetes Interpolationsverfahren in eine realitätsnähere Form überführen lassen.

  • Es konnten meteorologische Daten ausfindig gemacht und so aufbereitet werden, dass sie den Ansprüchen des Projektes großteils gerecht wurden. Dazu wurden die Modellstrukturen sowie In- und Outputdaten eines  hydrologischen Modells für die Zwecke des vorliegenden Projektes genutzt.
  • Unter Einsatz der Pilzwachstums- und der meteorologischen Daten konnten durch verschiedene Methoden die Einflussgrößen (Prediktoren) identifiziert werden, die das Wachstum von Pfifferlingen und Steinpilzen dominieren.
  • Ein entscheidender Durchbruch wurde dabei mit Hilfe von Screening-Analysen ezielt. Diese Analysen haben gezeigt, dass das Pilzwachstum ganz entscheidend von zeitverschobenen Prediktoren beeinflusst wird.
  • Untersuchungen zu den langzeitlichen Veränderungen des beobachteten Pilzwachstums und der meteorologischen Einflussgrößen haben gezeigt, dass  Klimaveränderungen in den letzten Jahrzehnten zu Veränderungen der Wachstumsdynamik und der Länge der Wachstumsperiode von Pilzen geführt haben. Das Pilzwachstum wird also nicht nur durch den jährlichen Witterungsverlauf, sondern auch durch Effekte bereits eingetretener Klimaveränderungen bestimmt.
  • Trotz der schlechten Datenlage bei den Pilzerhebungen konnten neue Algorithmen und Methoden entwickelt werden, mit denen sich die Wachstumsdynamik der beiden Pilzarten Pfifferling und Steinpilz erstaunlich gut beschreiben und für prognostische Zwecke verwenden lässt.
  • Die Entwicklung eines Systems zur Beschreibung der witterungs- und klimagetriebenen Dynamik des Pilzwachstums konnte soweit vorangetrieben werden, dass es als Basis für ein späteres Prognosesystem dienen kann.
  • In diesem Zusammenhang spielt das CART-Verfahren eine bedeutende Rolle, das so angepasst werden konnte, dass beliebig viele Prediktoren zur Beschreibung des Pilzwachstums verwendet werden können.
  • Mit den durchgeführten Arbeiten konnte der grundsätzliche Nachweis dafür erbracht werden, dass sich das Wachstum von Pilzen in freier Natur bei Vorliegen entsprechender Daten gut beschreiben lässt. Dabei gehen die ersten Ergebnisse deutlich über die Erwartungen zu Projektbeginn hinaus.

Gesammelte Erfahrungen

  • Die Projektarbeiten haben bewiesen, dass die Bearbeitung eines komplexen und neuartigen Vorhabens unbestreitbar einen interdisziplinären Ansatz und eine entspr. Zusammensetzung der bearbeitenden Projektgruppe erfordert.

  • Zu den gesammelten Erfahrungen gehört auch die Tatsache, dass eine Machbarkeitsstudie immer auch „Irrwege" einschließt, was auf der einen Seite einen nicht unwesentlichen Teil des erbrachten Arbeitsaufwandes ausmacht, auf der anderen Seite den Weg zu besseren Lösungen weist.

  • Dies erfordert von der Arbeitsgruppe nicht nur einen gewissen Grad an Erfahrung, sondern auch den Willen, sich nicht von fehlenden Vorarbeiten anderer und eigenen Fehlschlägen abschrecken zu lassen.

  • Wesentliche Voraussetzungen für diese Art von Forschungsarbeiten sind eine angemessene Förderung (wie im vorliegenden Fall durch das BMVI), sowie der Zugriff auf frei zugängliche Daten (wie z.B. über das Portal mCLOUD).

  • Die Reihenfolge der in einer Machbarkeitsstudie durchgeführten Arbeiten kann sich lediglich an der im Antrag formulierten Reihenfolge orientieren, da neue Erkenntnisse wie auch Fehlschläge immer auch eine Neuorientierung erfordern.

  • In einer 12-monatigen Machbarkeitsstudie kann nicht mit Ergebnissen gerechnet werden, die sich bereits kommerziell vermarkten lassen, auch wenn sie bereits einen wissenschaftlich und/oder gesellschaftlichen Mehrwert darstellen.

  • Wegen des komplexen Verhaltens des Pilzwachstums werden zu seiner Beschreibung zwingend  Daten für einen möglichst langen Zeitraum (am besten für mehrere Jahrzehnte) benötigt.

  • Die Überführung der entwickelten Methoden und Werkzeuge in eine praxisnahe Lösung im Rahmen einer zweiten Projektphase stellte sich am Ende als deutlich schwieriger heraus als vermutet.

  • Die Wachstumsdynamik von Pilzen in einer größeren Region wie Brandenburg wird sich nur dann beschreiben lassen, wenn für möglichst viele unterschiedliche Fundorte auch Beobachtungsdaten vorliegen. Nur mit einem solchen Datensatz dürften dann auch zuverlässige flächendeckende Vorhersagen des Pilzwachstums möglich sein.


WEITER

 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü